Der frühe Vogel fängt den … Azubi?
Diese Frage wollen wir in diesem Post beantworten und haben dafür mit Stefan Ernst von der Ausbildungsberatung der IHK Düsseldorf gesprochen.
TMT: Guten Tag Herr Ernst. Welche Vorteile sehen Sie darin, wenn Unternehmen frühzeitig, beispielsweise bereits ein Jahr vor Ausbildungsbeginn, mit der Bewerbungsphase beginnen?
Herr Ernst: Der größte Vorteil ist sicherlich, dass die Unternehmen einfach mehr Zeit haben, den ausgewählten Azubi besser kennenzulernen. Sollte z.B. ein Praktikum zum Kennenlernen geplant sein, ist dies sicherlich einfacher einzuplanen, wenn die Zeit bis zum Ausbildungsstart nicht drängt.
TMT: Würden Sie sagen, dass die frühen Bewerber auch die selbstständigeren sind?
Herr Ernst: Junge Erwachsene, die sich frühzeitig mit dem Thema Ausbildung beschäftigen, sind oft verantwortungsbewusste, junge Menschen, die sich Gedanken um ihre Zukunft machen. Das heißt auf keinen Fall, dass spätere Bewerber nicht genauso gut in das Unternehmen passen können. Trotzdem sollte man das Risiko nicht eingehen, am Ende keinen geeigneten Bewerber gefunden zu haben und deshalb mit einem frühen Kick-Off der Bewerbungsphase eine möglichst große Anzahl an potenziellen Bewerbern ansprechen.
TMT: … und diese Azubis wissen dann auch eher, was sie wollen?
Herr Ernst: So sollte man das nicht sehen. Die Zielgruppe befindet sich trotzdem in einer wichtigen Orientierungsphase ihres Lebens. Aber gerade das spricht auch wieder für einen frühen Start der Bewerbungsphase, um die jungen Erwachsenen bei der Orientierung zu unterstützen und auch im eigenen Unternehmen Wege aufzeigen zu können.
TMT: Was ist denn nun der „richtige“ Zeitpunkt?
Herr Ernst: Das hängt stark von der Branche ab und zusätzlich von Events wie Ausbildungsmessen, auf denen man das aktuelle Interesse der Bewerber einschätzen kann. Meine Meinung ist hier jedoch einfach: Je früher, desto besser!
TMT: Was hält denn – Ihrer Meinung nach – Unternehmen bisher davon ab, sich frühzeitig um das Ausbildungsmarketing zu kümmern?
Herr Ernst: Die Angst, den Azubi wieder zu verlieren, spielt dabei eine große Rolle. Je früher die Zusage für die Stelle steht, desto mehr Zeit haben auch die Bewerber, sich noch anderweitig zu informieren. Wer sagt denn, dass nicht jemand im August Bankkaufmann werden möchte und dann im März doch lieber ein Studium beginnen oder ins Ausland gehen möchte.
TMT: Und wie kann dies verhindert werden?
Herr Ernst: Gerade hier kommt die Bedeutung von genügend zeitlichen Ressourcen ins Spiel. Oft sind Bewerbungs- und Einstellungsprozesse langwierige, interne Vorgänge. Dadurch können die Bewerber leicht verunsichert werden. Hier ist es dann wichtig, den Prozess möglichst transparent zu gestalten und den oder die Bewerber über den aktuellen Status zu informieren. Vor allem aber nach der Entscheidung für eine/n Bewerber/in ist es wichtig, den Azubi dann an den Betrieb zu binden und ins Team mit einzubeziehen, um sein Interesse am Ausbildungsbeginn hoch zu halten. Bei der Gestaltung der „Azubi-Bindung“ sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Ideen wären neben Probearbeiten oder Praktika vor allem eine Einladung zur Weihnachtsfeier/Betriebsfest oder das Senden einer Geburtstagskarte, immer mit der Botschaft „Wir freuen uns auf dich!“ Für solche Aufmerksamkeiten braucht es jedoch immer auch genügend Zeit, um sie authentisch in den Prozess einbinden zu können.
TMT: Das waren ja schon eine ganze Menge nützlicher Tipps für die ausbildenden Unternehmen. Haben Sie abschließend noch weitere Anregungen zu dem Thema, die Sie gerne mit auf den Weg geben würden?
Herr Ernst: Der Fachkräftemarkt im IT-Bereich in Düsseldorf ist zum aktuellen Zeitpunkt leergefegt. Das bringt die sehr positive Entwicklung mit sich, dass die Unternehmen selbst beginnen, auszubilden. Hier fällt mir auf, dass dies jedoch meist erst einige Monate vor Ausbildungsbeginn geplant wird. Wünschenswert wäre aufgrund all der Vorteile, die ich im Laufe des Gesprächs genannt habe, ein früherer Beginn der Planung und Umsetzung, auch wenn dies zunächst mit Aufwand und personeller Bindung im Unternehmen verbunden ist. Unterstützung dabei können Projekte wie TmT oder die Ausbildungsberatung der IHK leisten, um den Unternehmen Unsicherheiten zu nehmen und einen guten Ausbildungsstart zu erleichtern.
TMT: Herr Ernst, vielen Dank für das interessante Gespräch!
Liebe zukünftige Ausbilder,
mit diesem Interview hoffen wir, einige Perspektiven aufzeigen zu können, die eine frühe Ausbildungsplanung lohnenswert machen! Wir unterstützen euer Team sehr gerne. Zögert nicht, einen Check-Up Termin mit einem unserer Beraterinnen oder Berater zu vereinbaren. Dann steht dem Fangen des frühen Azubis nichts mehr im Wege!