Ausbildung in Düsseldorfer
Startups & Klein- und Kleinstunternehmen

14.05.2019

Azubistimmen – Teil 2

Nadine, 2. Ausbildungsjahr zur „Mediengestalterin für Digital und Print – Schwerpunkt: Konzeption und Visualisierung“.

Nadine berichtet von ihren Erfahrungen als Auszubildende in einem kleinen Unternehmen. Dabei schätzt sie die familiäre Atmosphäre, die kurzen Kommunikationswege und das Arbeiten in kleinen Teams. In einem Workshop zur Persönlichkeitsentwicklung von Auszubildenden lernt sie, wie sie ihre Stärken hervorheben und diese in der Teamarbeit einsetzen kann.

Selbstgezeichnetes Portrait von Nadine

TMT: Hallo Nadine. Was ist das Besondere an deiner Ausbildung?

Nadine: Das Besondere ist, dass ich sehr kreativ sein kann, wie z. B. beim Erstellen von Logos oder Webseiten. Die Arbeit ist selten monoton, sondern man kann sich bei den Projekten immer wieder neu kreativ entfalten. Ich bekomme auch sehr viel Input von meinem Senior Art Director und von meinem Chef. Die geben mir gute Tipps, sagen mir, was ich noch verbessern kann und ermutigen mich dabei stets. Das weiß ich sehr zu schätzen.

TMT: Und was machst du am liebsten?

Nadine: Das Gestalten, besonders dann, wenn die Aufgabe herausfordernd ist. Das letzte Projekt hat mir besonders viel Spaß gemacht. Hier sollte ich Logos für ein Unternehmen im Coaching-Bereich entwerfen. Da musste ich erst einmal überlegen, was ich zu dem Thema entwerfe, da der Kunde Unternehmen und nicht, wie sonst häufig, Privatpersonen als Zielgruppe hatte. Das war wirklich knifflig, aber der Kunde war am Ende zufrieden. Da bin ich sehr froh drüber.

TMT: Es ist also das Gestalterische, das dir Spaß macht?

Nadine: Ja genau, den Kunden zu verstehen, wie er denkt und was er gerne haben möchte und dabei seine Tätigkeit mit einzubinden.

TMT: Du arbeitest in einem eher kleineren Unternehmen. Warum hast du dich für ein kleineres Unternehmen entschieden?

Nadine: Zunächst stand ich der Unternehmensgröße generell offen gegenüber. Vor der Ausbildung hier habe ich mein Fachabitur und einen Abschluss zur „gestaltungstechnischen Assistentin“ gemacht. Dabei habe ich Gestaltung in sehr vielen verschiedenen Bereichen gelernt. Ich hatte zwar noch keine Berufserfahrung, aber ich wollte gerne in die Gestaltung „reinschnuppern“ und wissen wie es ist in einer Agentur zu arbeiten. Aus dem Grund habe ich mich bei mehreren Unternehmen beworben und fand das Unternehmen, in dem ich jetzt arbeite, sehr ansprechend. Durch meine schulische Ausbildung zur gestalterischen Assistentin in einer kleinen privaten Berufsschule, war mir die familiäre Atmosphäre hier direkt vertraut. Das empfand ich als sehr angenehm.

TMT: Und wie bist du auf dieses Unternehmen aufmerksam geworden? Wie hast du gesucht?

Nadine: Ich habe mich generell nach verschiedenen Angeboten im Bereich „Gestaltung“ umgesehen. Ursprünglich wollte ich den Schwerpunkt „Gestaltung und Technik“ wählen, bin dann aber auf dieses Unternehmen gestoßen. Das Unternehmen habe ich in der App „Azubiwelt“ gefunden. Ich hatte aber auch ein Vorstellungsgespräch bei einem größeren Unternehmen. Hier habe ich mich schließlich für den Schwerpunkt „Konzeption und Visualisierung“ entschieden, da sich das recht spannend anhörte und ich in der Berufsschule hier schon Erfahrungen sammeln konnte.

TMT: Unser Blog spricht insbesondere kleinere Unternehmen und Betriebe an. Welche Kanäle kannst du empfehlen, wo Stellen- und Job-Ausschreibungen idealerweise platziert werden können?

Nadine: Ich habe bei der IHK und bei der Jobbörse „Indeed“ nach Ausbildungsplätzen gesucht, aber die App „Azubiwelt“ fand ich am besten.

TMT: Welche Vorteile siehst du darin, dass du deine Ausbildung in einem kleinen Unternehmen machst?

Nadine: Ich denke in erster Linie die familiäre Atmosphäre – Ich bin gerne mit Menschen zusammen und ein guter Kontakt zu anderen ist mir wichtig. Ich glaube in größeren Unternehmen ist der Kontakt eher beiläufig und „schweißt nicht so zusammen“. Bei unseren Betriebs- und Weihnachtsfeiern reden wir auch fernab der Kollegenbasis miteinander – das ist vermutlich anders in großen Unternehmen. Wir können mit unseren Chefs auch immer über alles reden, vor allem mit dem Ausbilder. Mir macht es mehr Spaß mit Leuten zu arbeiten, die ich näher kenne und bei denen ich weiß, wie sie „ticken“. Außerdem sind die Informationswege in kleinen Unternehmen kürzer.

TMT: Wahrscheinlich resultiert daraus auch eine enge Betreuung, oder?

Nadine: Ja, ich kriege auch viele Aufgaben aus Projekten meiner Arbeitskollegen. Das ist dann auch gar kein Problem, sondern ganz schön in so einer kleinen Gruppe.

TMT: Kannst du dir vorstellen, dass es Vorteile für die Zeit nach deiner Ausbildung hat, dass du in einem kleinen Unternehmen gelernt hast?

Nadine: Der Zusammenhalt im Team ist hier sehr groß und wir können sehr gut zusammenarbeiten. Ich vermute die Kommunikation in größeren Unternehmen ist andersdass man z. B. mehr per E-Mail kommuniziert. Wir tauschen uns jeden Tag entweder bei dem Stand-Up oder in der Pause aus. Die Azubis verteilen zudem einmal die Woche Obst an alle Kollegen. Das fördert das Gespräch auch mit denjenigen Personen, mit denen wir sonst eher weniger zusammenarbeiten. Das ist ziemlich gut.

TMT: Hast du in deinem Bewerbungsprozess irgendwelche Hürden erlebt?

 Nadine: Ja und zwar mich selbst zu präsentieren. Ich musste überlegen, welche Stärken ich habe und warum man mich als Azubine nehmen sollte. Wieso mich und nicht jemand anderen? Als ich das wusste, wusste ich auch welche Unternehmen von mir profitieren.

TMT: Kannst du dir auch Herausforderungen für die Zeit nach deiner Ausbildung vorstellen, die dadurch entstehen, dass du in einem kleinen Unternehmen ausgebildet wurdest?

Nadine: Vielleicht mehr Stress, der in größeren Unternehmen entstehen könnte und den man hier nicht gewohnt ist. Vielleicht gibt es dort auch weniger Stress, das kommt immer drauf an. Wir haben hier im Vergleich zu größeren Unternehmen wenige Mitarbeiter, sowohl im Bereich Design als auch in der Technik. Der Druck und die Erwartung, die Aufgabe innerhalb der Deadline zu erfüllen, ist hoch. Und wenn man damit nicht umgehen kann, ist man hier falsch. Hinsichtlich der Praxis gäbe es wahrscheinlich nicht viele Umstellungen. Außerdem verstehen sich alle gut untereinander. In größeren Unternehmen könnte es noch mehr verschiedene Individuen geben, vor allem auch mehrere Bereiche in der Firma.

TMT: Was würdest du sagen, macht einen guten Ausbilder oder eine gute Ausbilderin aus?

Nadine: Dass er oder sie Feedback gibt und wiederspiegelt, ob man sich verbessert hat. Jeder hat vielleicht noch ein paar Schwächen, bei mir wäre das evtl. die Präsentation. Gut ist, wenn das Feedback so formuliert wird: „Das hast du gut gemacht. Am Anfang war es etwas holprig, aber dann lief es sehr gut.“ Außerdem sollte der/die Ausbilder/in einen auch unterstützen, wenn man Schwierigkeiten in der Berufsschule hat. Es ist wichtig auch diese Themen ansprechen zu können, indem man sagt: „Schau mal, ich bin in diesem Thema gerade nicht so gut. Was könnte ich dagegen tun?“ So werden eine Verbindung und Vertrauensbasis zwischen Azubi und Ausbilder geschaffen.

TMT: In dem heutigen Workshop ging es ja um die Persönlichkeitsentwicklung. Was würdest du sagen, waren für dich die drei wichtigsten Dinge, die du in den bald zwei Jahren der Ausbildung gelernt hast?

Nadine: Zum einen aus mir heraus zu kommen. Ich gehe mittlerweile selbstbewusst an Aufgaben heran und weiß, dass ich sie erfolgreich bewältigen kann. Zum andern konnte ich Erfahrungen durch die Briefings und Präsentationen anderer sammeln. Ich habe gelernt, wie sowas angegangen wird und im Bereich der Gestaltung Präsentationen für Kunden vorzubereiten. Aber auch den sozialen Aspekt habe ich gelernt, also wie ich kundenorientiert handle: Z. B. dem Kunden die Jacke abnehmen und etwas zu trinken oder Süßigkeiten anbiete. Vor einer langen Reise kriegen unsere Kunden außerdem einen kleinen Reisebeutel mit einem Getränk und etwas zu knabbern, damit sie sich wohl und geborgen fühlen.

TMT: Der Workshop ist nun beendet. Was hast du für dich mitgenommen?

Nadine: Ich habe mitgenommen, dass Schwächen nichts Schlechtes sind. Wenn man seine Stärken zeigt, kann man die Schwächen in den Hintergrund stellen. Dies gilt auch für die Teamarbeit indem man schaut wer welche Stärken und Schwächen besitzt. Dann kann man Aufgaben entsprechend verteilen und schließlich zusammen harmonisch funktionieren. Außerdem habe ich die Wichtigkeit von Kommunikation verstanden. Probleme müssen gemeinsam gelöst und sofort angesprochen werden.

TMT: Zum Schluss noch eine nicht ganz ernst gemeinte Frage: Unser Projekt trägt ja den Namen „T-Shirt meets Tie“. Stell dir dich in fünf Jahren vor, fest im Berufsleben stehend. Gehörst du dann eher „Team T-Shirt“ oder „Team Tie“ an?

Nadine: Ich gehöre, glaube ich, beidem an – sowohl „Team Tie“ als auch „Team T-Shirt“. Ich versuche, beides möglichst locker zu kombinieren. Deshalb positioniere ich mich mal in der Mitte, weil ich sowohl das Lockere als auch das Elegante mag.

TMT: Vielen Dank für das Gespräch und die spannenden Einblicke!